Agaricus Blazei Murrill (ABM) – Mandelpilz

Agaricus Blazei Murrill (ABM) – Mandelpilz

Einführung

Unter dem Namen Cogmelo de Deus (Pilz Gottes) oder Sonnenlichtpilz ist Agaricus blazei als Vertreter der Agaricus-Champignons besonders in den Regionen Brasiliens bekannt. Ebenfalls in der Literatur zu finden sind die Bezeichnungen Agaricus brasiliensis und Agaricus subrufescens, die Abkürzung ABM ist ebenfalls geläufig. Japanische Verbraucher erkennen ihn als Himematsutake (Prinzessinnenpilz) in Geschäften oder informell als Kawariharatake. Aufgrund seines mandelartigen Geschmacks wird er mitunter als Mandelpilz bezeichnet. Der ABM zählt zu den vielversprechenden neuen essbaren Heilpilzen.

Im Verlauf der letzten zwei Jahrzehnte stand der Pilz im Fokus intensiver wissenschaftlicher Untersuchungen. Insbesondere in asiatischen Ländern hat er sich zu einem bedeutenden Vertreter einer neuen Kategorie von Nahrungsmitteln entwickelt, welche als Functional Food (oder funktionelle Lebensmittel) bekannt sind. Diese Bezeichnung gilt international für Nahrungsmittel, die nicht nur Nährwerte bieten, sondern auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Sie tragen zu gesteigerter Vitalität bei und zu generellem Wohlbefinden, wenn sie Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung sind. Zudem können sie das Immunsystem stärken und individuelle Gesundheitsrisiken mindern. Diese Effekte zeigen sich bereits, wenn diese Nahrungsmittel natürliche Bestandteile der Ernährung in angemessener Häufigkeit und Menge sind.

Agaricus Blazei Murrill (ABM) – Mandelpilz

Einsatzgebiete

  • Krebsprävention und -hemmung
  • Metastasenbildung reduzierend
  • Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapie mindernd
  • Kraftvolle Immunstimulation und -modulation
  • Unterstützend bei Viruserkrankungen (z. B. Hepatitis, chronisches Müdigkeitssyndrom und HIV)
  • Steigerung körperlicher und geistiger Widerstandsfähigkeit
  • Vorbeugung und Therapie von Osteoporose
  • Behandlung von Diabetes, Bluthochdruck und erhöhtem Cholesterinspiegel
  • Effektiver Radikalfänger
  • Antiallergene Wirkung
  • Verringerung schädlicher Effekte krebserregender Chemikalien
  • Starker Schutz für die Leber

Medizinische Verwendung

Der Agaricus blazei hat in Brasilien eine natürliche Verankerung in der Ernährung und wird dort in Form von Tee verzehrt. Die einheimische Bevölkerung nutzt ihn, um Stress entgegenzuwirken und den Geist zu stärken. Seine Verwendung reicht von der Behandlung von Osteoporose über Magengeschwüre bis hin zu Diabetes, Bluthochdruck und hohem Cholesterinspiegel. Ihm werden ebenfalls immunstimulierende Eigenschaften zugeschrieben sowie die Fähigkeit, vor Krebs zu schützen. Während noch nicht alle Anwendungen wissenschaftlich belegt sind, gewinnen immer mehr Einsatzbereiche schulmedizinische Anerkennung (Mizuno 1995). Klinische Studien haben gezeigt, dass Agaricus blazei in Kombination mit herkömmlichen medikamentösen Therapien die Insulinresistenz bei Typ-II-Diabetes reduzieren kann, wodurch vorhandenes Insulin effektiver wird und der Blutzuckerspiegel sinkt (Hsu et al. 2007). Insbesondere im Zusammenhang mit Krebserkrankungen und Virusinfektionen zeigt der Pilz beeindruckende Ergebnisse. Er hemmt das Wachstum von Krebszellen erfolgreich und kann regressive Effekte erzielen. Diese Wirkung wurde bei Leukämie, Darm-, Lungen-, Bauchspeicheldrüsen- und Leberkrebs beobachtet, ebenso wie bei Unterleibs-, Brust- und Prostatakrebs (Yu et al. 2000), unabhängig von hormoneller Stimulation. Bei hormonabhängigen Tumoren könnte das Vorhandensein von Aromatasehemmern (wie im Zweisporigen Champignon, A. bisporus) eine Rolle spielen. Der Pilz ist auch vorteilhaft bei Hirntumoren, Haut- und Magenkrebs. Dies gilt sogar dann, wenn weder eine Operation noch Strahlen- oder Chemotherapie möglich sind.

In Japan und den USA hat die Schulmedizin den Pilz mittlerweile für die Behandlung von Hirntumoren, Haut- und Magenkrebs eingesetzt, auch in Situationen, in denen die bereits erwähnten konventionellen Methoden (Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie) nicht infrage kamen. Die Annahme einer präventiven Wirkung lässt sich daraus ableiten. Der Pilz findet außerdem Anwendung bei Lebererkrankungen wie Hepatitis B und C, Leberzirrhose und bei Milz- und Magenproblemen. In den Inhaltsstoffen des Pilzes spielen die Beta-D-Glucane eine herausragende Rolle. Eine zusätzliche Wirkung zeigt sich in der Erhöhung der T-Zellen beziehungsweise T-Lymphozyten, die spezielle Formen weißer Blutkörperchen sind. Diese Zellen entstehen im Knochenmark, reifen im Thymus heran und tragen gemeinsam mit B-Lymphozyten zur erworbenen Immunantwort bei. Diese adaptive Immunreaktion kann durch eindringende Erreger oder veränderte körpereigene Zellen ausgelöst werden. Besondere Bedeutung haben diese hochverzweigten Zuckerverbindungen, die das Immunsystem stärken und natürliche Killerzellen aktivieren. Letztere spielen eine Rolle in der Abwehr von Krebszellen. Innerhalb der Immunstärkung manifestieren sich positive Auswirkungen auf eine Vielzahl gesundheitlicher Aspekte. Insbesondere die förderliche Beeinflussung bei Autoimmunerkrankungen wie Polyarthritis, Diabetes Typ 1 und Überfunktion der Schilddrüse ist bemerkenswert. Das Spektrum erstreckt sich auf die Therapie von anhaltenden Entzündungen, Allergien, Asthma, Bronchitis und Migräne sowie auf die Bewältigung von anhaltender Erschöpfung. Es ist von Interesse, dass diese charakteristischen Merkmale dazu geführt haben, dass Präparate mit hohem Polysaccharid-Anteil aus dem Pilz ebenfalls bei viralen Erkrankungen wie Hepatitis, dem chronischen Müdigkeitssyndrom (CFS) und sogar zur unterstützenden Behandlung von HIV-Infektionen zum Einsatz kommen (Ahn et al. 2004).

Eine potenzielle zukünftige Anwendung des Präparats mit hohem Polysaccharid-Anteil könnte sich in der Prävention lebensbedrohlicher Sepsis, die durch bakterielle Infektionen hervorgerufen wird, abzeichnen (Bernardshaw et al. 2006). Diese umfassende entzündliche Reaktion kann auftreten, wenn Krankheitserreger nach schweren Verletzungen oder chirurgischen Eingriffen in den Körper eindringen, insbesondere in die Bauchhöhle, das Gehirn oder die Lunge. Besonders bedrohlich wird das, wenn gleichzeitig das Immunsystem geschwächt ist. Trotz medizinischer Behandlung bleibt die Kontrolle über Sepsis eine Herausforderung. In Deutschland sind jährlich etwa 150.000 Menschen betroffen, und rund ein Drittel der Betroffenen erliegt dieser Krankheit. Die erstaunliche Fähigkeit des Pilzes, gegen Streptokokken und Salmonellen antibakteriell zu wirken, konnte der Forscher bereits ein Jahr zuvor nachweisen. In einer Untersuchung mit Mäusen zeigten Bernardshaw et al. (2006), dass die prophylaktische einmalige Verabreichung des Präparats mit hohem Polysaccharid-Anteil die Tiere signifikant vor den Auswirkungen einer künstlich hervorgerufenen Sepsis schützte und die Sterblichkeit reduzierte.

In sich entwickelnde Tumore konnte eine Verringerung des Einwachsens von Blutgefäßen beobachtet werden, was auf bestimmte Inhaltsstoffe wie Ergosterol und Natriumpyroglutamat (Kimura et al. 2005) zurückzuführen ist. Diese Stoffe agieren als Angiogenesehemmer. Ein kleiner örtlich begrenzter Tumor benötigt für sein aggressives Wachstum und die Ausbreitung von metastasierenden Zellen eine kontinuierliche Versorgung mit Blut und Nährstoffen. In diesem Kontext gewinnt das Präparat mit hohem Polysaccharid-Anteil an Bedeutung, da er in der Lage ist, das Selbsttötungsprogramm degenerierter Zellen, bekannt als Apoptose, wieder in Gang zu setzen.

Zusätzlich zu seiner Antitumorwirkung trägt der Pilz dazu bei, die Bildung von Metastasen zu reduzieren. Experimente mit dem Präparat mit hohem Polysaccharid-Anteil dieses Pilzes haben seine starke Wirksamkeit bei der Behandlung eines besonders aggressiven Bindegewebstumors (Sarkom 180) im Tierversuch bestätigt.

Die Herstellung alkoholischer Getränke wie Bier, Wein und Sake erfolgt unter Versuchsbedingungen mithilfe des Pilzmyzels anstelle der üblicherweise verwendeten Bierhefe (Saccharomyces cerevisiae). Dies wird durch die enthaltenen Enzyme, insbesondere die Alkoholdehydrogenase, ermöglicht. Die erzeugten Weine und Sake weisen einen Alkoholgehalt von etwa 8 % Vol auf. Ein interessanter Aspekt ist, dass diese Genussmittel auch bis zu 0,7 % Beta-D-Glucane enthalten. Dies unterstreicht ihre besondere Bedeutung in diesem Zusammenhang. Zukünftige Getränke könnten eine präventive Wirkung gegenüber Krebs und Blutgerinnseln (Thrombosen) haben, da eine ausgeprägte gerinnungshemmende Wirkung und die Fähigkeit, bestehende Blutgerinnsel aufzulösen, erkennbar sind. Diese Möglichkeit wurde in einer Studie von Okamura et al. im Jahr 2003 aufgezeigt.

Die Publikationen von Hetland et al. (2008) und Johnson et al. (2009) bieten einen detaillierten Einblick in das Thema. Der Mandelpilz erweist sich als fähig, sowohl die vermehrte Ausschüttung von Interferon und Interleukin, wichtigen körpereigenen Stoffen für die Abwehr von Viren und Krebszellen, zu bewirken, als auch eine krankhafte, gegen den eigenen Körper gerichtete Immunantwort zu mildern, wie sie bei Allergien und Asthma auftritt (Hetland et al. 2011). Die vielseitige Wirkung, die als adaptogen bezeichnet wird, kann sowohl anregend als auch ausgleichend sein. Sie ist ungewöhnlich und wird nur durch sorgfältig zusammengesetzte Formeln sowie einige wenige Pflanzen wie Ginseng und bestimmte Vitalpilze erreicht.

Im Zuge der modernen Schulmedizin gewinnen exakt definierte Einstoffpräparate (Monopräparate) zunehmend an Bedeutung. In akuten Situationen erweist sich ihre Hauptaufgabe als vorteilhaft, gezielt gegen bestimmte Störungen anzugehen. Hierbei ist ein blutdrucksenkendes Medikament ein anschauliches Beispiel: Es wird den Blutdruck reduzieren, unabhängig davon, ob er krankhaft erhöht oder erniedrigt ist. Jedoch vermag dieses Medikament nicht den Blutdruck zu erhöhen, selbst wenn das notwendig sein sollte. Die Immunmodulation bezieht sich auf eine adaptogene Wirkung im Kontext des Immunsystems.

Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen Agaricus blazei eine bemerkenswerte antioxidative Wirkung, die den schädlichen Einflüssen freier Radikale, die oft mit degenerativen Krankheiten assoziiert sind, entgegenwirkt (Izawa et al. 2004). Darüber hinaus deutet sich an, dass das Präparat mit hohem Polysaccharid-Anteil dieses Pilzes die Lebensqualität von Krebspatienten deutlich verbessern kann, indem er die belastenden Nebenwirkungen verschiedener Chemo- oder Strahlentherapien reduziert. Dies geschieht durch die Unterstützung der Ausscheidung von im Körper gebildeten Toxinen und die Stimulation der Blutbildung im Knochenmark. Interessanterweise wurden in Tests auch eine ausgeprägte Schutzwirkung (antimutagene Wirkung) gegen krebserzeugende und erbgutschädigende Substanzen wie Cyclophosphamide nachgewiesen (Delmanto et al. 2001). Eine mögliche Erklärung für diese Effekte könnte in der enthaltenen Linolsäure, einer ungesättigten Fettsäure, liegen. Diese Erkenntnisse betonen die vielseitigen gesundheitlichen Potenziale von Agaricus blazei und unterstreichen seine Relevanz in der modernen medizinischen Forschung und Anwendung.

Polysaccharide des Pilzes sind verantwortlich für eine nachgewiesene Wirkung. Hashimoto et al. (2002) haben gezeigt, dass diese Zuckerverbindungen das wichtige Stoffwechselenzym Cytochrom P450 hemmen. Dieses Enzym spielt eine bedeutende Rolle beim Abbau von Fremdsubstanzen, einschließlich gefährlicher Stoffe wie aromatische Kohlenwasserstoffe. Diese werden durch enzymatischen Abbau in eine krebserregende Form umgewandelt, aber die Enzymhemmung verringert diese Umwandlung und reduziert die karzinogene Wirkung. Gleichzeitig kann die Enzymhemmung die Wirkung von pharmazeutischen Wirkstoffen verstärken und verlängern, ähnlich wie bei der bekannten Wirkung der Grapefruit. Das wässrige Präparat mit hohem Polysaccharid-Anteil bietet einen Schutz für Leberzellen, indem er sie vor den schädlichen und krebserregenden Effekten von Viren und Chemikalien bewahrt. Dies erklärt auch seinen erfolgreichen Einsatz bei der Behandlung verschiedener Hepatitis-Typen (Grinde et al. 2006). Es gibt daher klare Hinweise auf die schützende und gesundheitsfördernde Wirkung dieser Pilzverbindungen.

Der Pilz oder Präparate daraus mit hohem Polysaccharid-Anteil können offensichtlich weitestgehend gefahrlos in großen Mengen auch bei Kranken therapeutisch eingesetzt werden. Die Anwendung ist in Europa in Form des getrockneten Präparats mit hohem Polysaccharid-Anteil oder Pilzpulvers möglich, beides wird auch in Kapselform vertrieben, wodurch sich problemlos therapeutische Mengen einnehmen lassen. Zur Vorbeugung kann aus dem Pilz selbstverständlich auch ein Tee gebrüht werden. Trotz jahrhundertelanger Anwendung in der Ernährung finden sich bei Gesunden keine Hinweise auf Nebenwirkungen.

Es sei abschließend erwähnt, dass der regelmäßige Konsum des Pilzes die Beschwerden einer Arteriosklerose und auch andere schmerzhafte, degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparates lindert. Obwohl seit vielen Jahren allein in Japan jährlich mehr als 300 000 Krebspatienten eine begleitende mehrwöchige Therapie mit dem Heißwasserpräparat mit hohem Polysaccharid-Anteil (3-5 g tgl.) des Pilzes erhalten, wurden erst 2006 drei Fälle einer ernsten Leberfunktionsstörung bei dieser Patientengruppe dokumentiert (Mukai et al. 2006). Ob diese tatsächlich in irgendeinem Zusammenhang mit der Einnahme des Pilzes stehen, lässt sich angesichts der vielen und nebenwirkungsreichen Anwendungen im Zusammenhang mit einer Krebstherapie und dem bereits durch die Grunderkrankung vorbestehenden Beeinträchtigungen nicht sicher sagen. Einen ausführlichen Überblick zu Inhaltsstoffen und Wirkungen des Pilzes bietet der Review von Firenzuoli et al. (2007). Tierversuche an Ratten zeigten keine chronische Toxizität (Kuroiwa et al. 2005).

Inhaltsstoffe

Der Wassergehalt des Pilzes liegt bei etwa 90 %, ähnlich wie bei anderen Champignon-Arten. Agaricus blazei zählt zu den proteinreichsten kultivierten Speisepilzen, mit einem beeindruckenden Proteingehalt von bis zu 45 Prozent in der Trockenmasse (TM). Die Trockenmasse enthält durchschnittlich 41 % Kohlenhydrate und etwa 8 % Ballaststoffe. Etwa 3 % Fett sind ebenfalls in der Trockenmasse vorhanden, wobei der Großteil aus der mehrfach ungesättigten Fettsäure Linolsäure besteht. Die herausragenden medizinisch bedeutsamen Verbindungen des Mandelpilzes sind besondere Polysaccharide, nämlich die (Beta) beta-D-Glucane mit beta-(1→3), beta-(1→4) und beta-(1→6)-Verknüpfungen, wie von Mizuno et al. (1990) beschrieben. Weiterhin enthält der Pilz Riboglucane und Glucomannane, spezielle Polysaccharide, die nicht nur Glucose-Einheiten enthalten, sondern auch andere Zuckerarten wie Ribose und Mannose. Den größten Beitrag zur Pilzheilwirkung schreibt man den vielfach verzweigten und komplex aufgebauten Zuckerverbindungen zu. Diese Beta-D-Glucane sind auch im Shiitake (Lentinula edodes) und im Glänzenden Lackporling (Ganoderma lucidum) vorhanden, aber im Mandelpilz ist ihr Gehalt am höchsten, mit bis zu 14 %. In einigen Fällen sind diese Verbindungen auch an Proteine gebunden, was als Peptidoglycane oder Proteoglycane bezeichnet wird (Fujimiya et al. 1999). Die Grundlage von Polysacchariden ist eine große Anzahl miteinander verknüpfter Zuckermoleküle, typischerweise Glucose.

Die besonderen Wirkungen dieser Pilze sind eng mit der einzigartigen dreidimensionalen Struktur ihrer großen Moleküle verknüpft. Die begehrten Polysaccharide werden hauptsächlich aus den frischen Fruchtkörpern extrahiert. Wenn das Pilzmyzel in Flüssigkulturen gezüchtet wird, können ebenfalls Verbindungen mit krebsbekämpfenden Eigenschaften gewonnen werden, die sich jedoch von denen der Fruchtkörper unterscheiden können. Es ist von entscheidender Bedeutung, wie die Inhaltsstoffe gewonnen werden: Die Wahl des Lösungsmittels, ob es kaltes oder heißes Wasser, Alkohol oder andere Lösungsmittel sind, beeinflusst die Wirksamkeit der Präparate mit hohem Polysaccharid-Anteil. Es ist offensichtlich, dass der Pilz auch hitzelabile Lektine enthält, die beim Kochen zerstört werden. Darüber hinaus ist der Pilz reich an einer Substanz namens Ergosterol beziehungsweise Ergosterin, die im Körper durch Sonnenlicht in Vitamin D umgewandelt wird. Es sind auch andere Sterole vorhanden, wie zum Beispiel Blazein (Itoh et al. 2008). In Untersuchungen mit Lungenkrebszellen wurde gezeigt, dass diese Verbindung in den entarteten Zellen das Selbstmordprogramm (Apoptose) wieder aktiviert. Die Herkunft der Präparate mit hohem Polysaccharid-Anteil und die Art der Extraktion spielen somit eine entscheidende Rolle für ihre Wirksamkeit und ihre potenziellen gesundheitlichen Vorteile.

Der Pilz zeigt eine bemerkenswerte Vielfalt an Wirkstoffen. Zum Beispiel enthält er Agaricoglyceride (halogenierte Benzosäureester), wie von Han et al. 2013 dokumentiert. Diese Verbindungen haben entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften. Darüber hinaus beeinflussen sie den gestörten Zuckerstoffwechsel in der Leber von diabetischen Mäusen positiv. Eine weitere interessante Eigenschaft des Pilzes ist die Produktion des Enzyms Alkoholdehydrogenase (ADH). Dieses Enzym spielt eine entscheidende Rolle bei der Bildung von Ethanol (Alkohol) während verschiedener Stoffwechselprozesse. Erwähnenswert ist auch, dass der Pilz geringe Mengen Agaritin enthält, wie neueren Untersuchungen von Stijve et al. 2000 zeigen. Diese Menge entspricht etwa einem Drittel der Menge, die in Zuchtchampignons zu finden ist. Dies unterstreicht die außergewöhnliche Vielfalt der bioaktiven Verbindungen, die in diesem Pilz vorkommen.

Vor mehr als einem Jahrzehnt stießen Forscher auf bemerkenswerte Entdeckungen im Myzel eines Pilzes. Hier wurden besondere polyzyklische organische Verbindungen aufgedeckt (Hirotani et al. 2002). Diese Verbindungen, die vermutlich aus dem Ergosterol abgeleitet sind, präsentieren sich mit einer faszinierenden Grundstruktur und werden als Blazei-Spirane beziehungsweise Blazeispirole bezeichnet. Trotz dieser bahnbrechenden Entdeckungen ist unser Wissen über die potenzielle Wirkung dieser Substanzen noch immer begrenzt. Einige Forscher, wie Zheng et al. (2011), haben jedoch bereits Schritte unternommen, um diese Geheimnisse zu entschlüsseln. Sie konnten zeigen, dass Blazeispiran A in der Lage ist, den programmierten Zelltod in menschlichen Leberkrebszellen (Hepatoma Hep 3B) auszulösen und die zugrunde liegenden zellulären Signalwege zu enthüllen. Ebenso faszinierend ist die Tatsache, dass im Jahr 2012 Grothe et al. ein Patent für Blazeispirane erhalten haben, die eine agonistische Wirkung auf den Leber X-Rezeptor aufweisen. Diese Entdeckungen öffnen aufregende Türen für weitere Forschungen und werfen ein vielversprechendes Licht auf mögliche zukünftige medizinische Anwendungen dieser einzigartigen Verbindungen. Dieses Kapitel beleuchtet die aufregende Welt der Blazei-Spirane und ihre potenzielle Bedeutung in der Medizin.

Die gute Haltbarkeit des Mandelpilzes könnte auf die konservierenden Eigenschaften von Benzoesäureverbindungen zurückzuführen sein. Diese Verbindungen, darunter Benzylalkohol, Benzaldehyd, Benzoesäure, Benzonitril und Benzoesäuremethylester, erzeugen das flüchtige Mandelaroma des Pilzes und riechen ähnlich wie Bittermandeln. In den Pilzen sind diese Substanzen insgesamt in einer Menge von etwa 0,25% (TM) vorhanden. Dieses einzigartige Aroma und die konservierenden Eigenschaften tragen zur besonderen Qualität und Haltbarkeit des Mandelpilzes bei.

Wissenswertes

Dieser einzigartige Pilz kann auf den Substratresten bestimmter bekannter, holzzersetzender Speise- und Heilpilze wie Shiitake, Maitake und Reishi kultiviert werden. Dieses Verfahren umfasst die Zerkleinerung dieser Substratreste und ihre anschließende Vermischung mit Weizenstroh und Kleie. Besonders bemerkenswert ist die Resistenz des Mandelpilz-Myzels gegenüber Schimmelbefall, sofern eine adäquate Belüftung gewährleistet ist. In wärmeren Regionen zeigt sich zudem, dass Kulturen dieses Pilzes erstaunlich wenig Anziehungskraft auf Pilzfliegen ausüben, wobei dieser Umstand wahrscheinlich mit den flüchtigen Inhaltsstoffen zusammenhängt, die der Pilz während seiner Entwicklung freisetzt. Des Weiteren ist der Mandelpilz bei sachgemäßer Kühlung erstaunlich langlebig und widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen, was ihn im Vergleich zu anderen Pilzarten zu einer begehrten Option für die Lebensmittelindustrie und den Handel macht. Diese detaillierten Erkenntnisse beleuchten nicht nur die landwirtschaftlichen Aspekte des Mandelpilzanbaus, sondern tragen auch zur umfassenden wissenschaftlichen Erforschung seiner Anwendungsbereiche und Handelsmöglichkeiten bei.

Geschichte

Die Geschichte von Agaricus blazei Murrill beginnt nicht in seiner ursprünglichen Heimat Brasilien, sondern in Gainsville, Florida, wo im Jahr 1945 der amerikanische Mykologe W. A. Murrill im Garten seines Freundes R. W. Blaze auf einen Pilz der Gattung Agaricus aufmerksam wurde. Er erkannte, dass es sich bei diesem Pilz um eine bisher unidentifizierte Spezies handelte. Murrill, als der vermeintliche Entdecker dieser neuen Art, machte von seinem Recht zur Namensgebung Gebrauch. Dies führte zu einer gewissen Verwirrung in Bezug auf die Bezeichnung dieses Pilzes, der ursprünglich den Einheimischen in Brasilien seit Langem bekannt war und von ihnen genutzt wurde.

Die Pilzgeschichte nimmt eine interessante Wendung, wenn wir feststellen, dass der Pilz bereits im späten 18. Jahrhundert in den östlichen Regionen der USA, von Massachusetts bis Washington, als ein beliebter Marktpilz kultiviert wurde. Diese Pilzsorte erlebte jedoch einen Rückgang ihrer Popularität und Verschwinden vom Markt, als Anfang des 20. Jahrhunderts der Zuchtchampignon (Agaricus bisporus) eingeführt wurde. Es dauerte bis zum Jahr 1976, als Proben dieser Pilze in Südamerika gesammelt wurden und der belgische Taxonom Heinemann sie korrekt als Agaricus blazei ss. Heinem oder Agaricus brasiliensis identifizierte. Doch die Verwirrung erreichte ihren Höhepunkt, als man schließlich feststellte, dass diese Pilze mit Agaricus subrufescens Peck, der bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bekannt war, identisch sind.

Die Klärung der genauen Benennung des Pilzes wurde von zwei herausragenden Wissenschaftlern vorangetrieben, nämlich dem Amerikaner R. W. Kerrigan und dem israelischen Mykologen Solomon P. Wasser. Wasser widmete sich intensiv den mikroskopischen Merkmalen der Pilze, die in Brasilien entdeckt wurden. In seiner Veröffentlichung von 2002 stellte er fest, dass die korrekte Bezeichnung nicht Agaricus blazei Murrill sein sollte. Basierend auf seinen Forschungen benannte er den Pilz als Agaricus brasiliensis Wasser und betrachtete ihn als identisch mit jenen, die bereits 26 Jahre zuvor von Heinemann identifiziert wurden. Kerrigan trug ab 1982 nicht nur zur Klärung der Artenzugehörigkeit bei, sondern isolierte auch mehrere Kulturstämme, die sich für die Freilandkultivierung eigneten. In den darauffolgenden Jahren untersuchte er gemeinsam mit anderen Forschern die DNA-Sequenzen von Pilzproben, die auf verschiedenen Kontinenten gesammelt wurden. Trotz der teilweise deutlichen äußerlichen Unterschiede zwischen verschiedenen Wild- und Zuchtstämmen geht die aktuelle Annahme davon aus, dass es sich bei all diesen um eine einzige Art handelt. Demnach sollte der Pilz, wenn man sich an wissenschaftliche Genauigkeit hält, nun als Agaricus subrufescens bezeichnet werden.

Im Jahr 1965 weckte der Pilz das Interesse von Takatoshi Furumoto, einem japanischen Pilzzüchter, der in Brasilien lebte. Furumoto nahm sich der Herausforderung an und kultivierte den Pilz erfolgreich, woraufhin er eine Probe nach Japan sandte. Allerdings sollten mehr als zehn Jahre vergehen, bis Dr. Iwade, ein renommierter Mykologe am Iwade Mushroom Institute in Japan, aus dieser Probe den kommerziell verwertbaren Pilzstamm Iwade 101 züchtete. Dieser Stamm wurde schließlich für den kommerziellen Anbau freigegeben und fand seinen Weg in den Handel.

In der hügeligen Region Piedade, etwa 150 Kilometer südlich von Sao Paulo im Süden Brasiliens, gedeiht der brasilianische Pilz in seinem natürlichen Lebensraum. Diese Region ist für ihre Population wilder Pferde bekannt. Die einzigartige Bodenbeschaffenheit, ergänzt durch Pferdemist und das warm-feuchte Klima, bietet ideale Bedingungen für das Wachstum dieses besonderen Champignons. Die Faszination für diese Umgebung und ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften weckte das Interesse von zwei amerikanischen Forschern, Shinden W. J. und Runbert E. D. Sie begannen umfangreiche Untersuchungen, um die Gründe für die außergewöhnliche Gesundheit der Einheimischen zu ergründen. Nach intensiver Forschungsarbeit stellten sie fest, dass die Bewohner der Region seit vielen Jahrhunderten regelmäßig einen speziellen Pilz in ihre Ernährung integrieren. Diese bahnbrechenden Erkenntnisse wurden schließlich im Jahr 1965 veröffentlicht. Die Menschen in Piedade zeichnen sich durch bemerkenswerte Gesundheit aus, leiden nur selten an Krebserkrankungen und erreichen ein hohes Lebensalter.

Im Jahr 1980 wurde von japanischen Wissenschaftlern eine bahnbrechende Entdeckung gemacht. Sie identifizierten in dem Pilz eine Vielzahl von Polysacchariden, darunter die bereits erwähnten Beta-D-Glucane. Diese Verbindungen zeigten im Tierversuch herausragende hemmende Eigenschaften gegenüber verschiedenen bösartigen Tumorarten.

Seit 1988 verzeichnet der Mandelpilz einen zunehmenden kommerziellen Anbau, der in vielen asiatischen Ländern sowie in Brasilien selbst stattfindet. Im Laufe der Jahre haben sich weitere Nationen dieser Entwicklung angeschlossen. Länder wie die Vereinigten Staaten, Dänemark und die Niederlande haben aufgrund der steigenden Nachfrage eigene Zuchtbetriebe etabliert. China ist gegenwärtig der führende Produzent dieses Pilzes. Die Züchtung des Mandelpilzes hat erhebliche Fortschritte gemacht, wodurch eine Vielzahl von Pilzstämmen entwickelt und die Anbaubedingungen optimiert wurden. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die geringe Anreicherung von Schwermetallen, insbesondere Cadmium, das genetisch bedingt ist. Um diesem Umstand gerecht zu werden, wird darauf geachtet, dass das Pilzsubstrat möglichst wenig Schwermetalle enthält. Die Beliebtheit des Mandelpilzes hat in der Naturheilkunde enorm zugenommen. Seine Anerkennung als aromatischer Speisepilz trägt zusätzlich zu seinem Erfolg bei. Weltweit werden beträchtliche Milliardenbeträge durch den Handel mit diesem Pilz erwirtschaftet. In Ländern wie Japan, Brasilien und den USA sind der Pilz selbst und Präparate mit hohem Polysaccharid-Anteil aus ihm mittlerweile offiziell als Antikrebsmittel zugelassen.