Grifola Frondosa (Klapperschwamm)

Grifola Frondosa (Klapperschwamm)

Einführung

Seit Tausenden von Jahren hat der Klapperschwamm in China und Japan eine lange Geschichte des Sammelns und Verzehrs. In ganz Asien wird dieser Pilz seit Zeiten der Vorzeit hoch geschätzt, nicht zuletzt aufgrund seiner gesundheitlichen Vorzüge. Die Pilzzucht begann in Japan im Jahr 1981, und seitdem sind die weltweiten Produktionsmengen stetig angewachsen. Ursprünglich betrug die jährliche Produktion etwa 300 Tonnen, doch mittlerweile wird das Vierhundertfache dieser Menge erzeugt. In Japan ist der Klapperschwamm als Nahrungsmittel mittlerweile ebenso beliebt wie der Shiitake-Pilz (Lentinula edodes), der Samtfußrübling oder Enokitake (Flammulino velutipes) und der hierzulande praktisch unbekannte Shimej (Hypsizygus tessulatus). In Europa hingegen bleiben die produzierten Mengen nach wie vor äußerst bescheiden.

Grifola Frondosa (Klapperschwamm)

Einsatzgebiete

  • Steigerung der Immunabwehr
  • Wirksam gegen Viren (Hepatitis, Influenza, HIV)
  • Anwendung als begleitende Krebstherapie für verschiedene Krebsarten (Brust, Eierstöcke, Leber, Lunge, Prostata, Darm)
  • Prävention von Krebs
  • Regulierung des Blutdrucks
  • Senkung des Blutzuckerspiegels
  • Schutz für die Leber

Medizinische Verwendung

Die Verwendung dieses Pilzes in der Medizin hat in China eine lange Geschichte und reicht bis zur Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) zurück. In Japan wurde er ab dem 11. Jahrhundert unter dem Namen Maitake bekannt. In der traditionellen chinesischen Medizin sowie in der japanischen Pflanzenheilkunde, auch als Kanpo bekannt, findet dieser Pilz oft Verwendung in Kombination mit anderen natürlichen Substanzen. Dies ergibt Sinn, da angenommen wird, dass der Pilz die Aufnahme von Mikronährstoffen und anderen Pflanzenwirkstoffen unterstützt. In der Volksmedizin wird der Klapperschwamm zur Therapie von Magen- und Milzbeschwerden, Hämorrhoiden und nervösen Störungen eingesetzt. Inzwischen wurden nahezu alle traditionellen Anwendungen wissenschaftlich validiert.

Forschungsarbeiten seit den 1980er-Jahren haben zudem weitere Anwendungsbereiche aufgedeckt. Es wurde nachgewiesen, dass Maitake-Präparate mit hohem Polysaccharid-Anteil eine positive Wirkung bei Hepatitis haben und das Wachstum von Tumoren hemmen können. Die Verabreichung von Maitake-Präparate mit hohem Polysaccharid-Anteil in Kombination mit herkömmlichen Therapien zeigt vielversprechende Ergebnisse bei Leber-, Lungen-, Brust-, Prostata-, Darm- und Hirntumoren (Mayell 2001). Der Pilz steigert die Effektivität von Chemo- und Strahlentherapien, reduziert deren Nebenwirkungen und trägt so zur Verbesserung des Allgemeinzustands von Krebspatienten bei. Darüber hinaus inhibiert er die gefährliche Bildung von Metastasen (Tochtergeschwülsten) und die Neubildung von Blutgefäßen (Angiogenese) in krankhaftem Gewebe (Lee et al. 2008).

Im Jahr 1998 erlangte eine spezifische Polysaccharid-Fraktion aus diesem Pilz, vermarktet unter dem Namen Grifon-D®, die Genehmigung der US-amerikanischen FDA (Food and Drug Administration – die amerikanische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel), um in einer Phase-II-Studie die Anwendung bei Patienten mit Brust- und Prostatakrebs zu untersuchen (Nanba 1997?). Besonders beachtlich ist dabei, dass diese strenge US-Behörde bereits im Vorfeld von der Sicherheit und Verträglichkeit der Pilzsubstanz überzeugt war, wodurch auf eine spezifische Prüfung in einer Phase-I-Studie verzichtet wurde.

Im Kontext seiner krebshemmenden Eigenschaften möchten wir unmittelbar David Spahrs Erfahrungsbericht präsentieren. Er erfuhr von einem bösartigen und nicht operablen Gehirntumor (Astrozytom Stadium II) bei der Schulfreundin seines Sohnes. Die spezielle Position des Tumors in der Nähe der Hirnanhangdrüse machte eine Strahlentherapie unmöglich, und eine Chemotherapie schien keine geeignete Option für das Astrozytom zu sein. Die Zukunft des Mädchens schien düster zu sein. In dieser schwierigen Situation überreichte Spahr der Mutter des Kindes einen frisch geernteten Maitake-Pilz, den sie daraufhin in ihre tägliche Ernährung integrierte. Überraschenderweise kam es zur allgemeinen Verwunderung, als der Tumor sein Wachstum einstellte und dies bis zur Veröffentlichung von Spahrs Buch vier Jahre später beibehielt, während der Pilz weiterhin Teil ihrer Ernährung blieb.

Die immunstimulierenden Wirkungen unterschiedlicher Polysaccharid-Fraktionen (siehe Inhaltsstoffe) sind von entscheidender Bedeutung, nicht nur in Bezug auf die Prävention und Behandlung von Krebserkrankungen (Adachi et al. 1994, Kodama et al. 2002), sondern sie erklären auch die Wirksamkeit gegen virale und bakterielle Infektionen (Nanba et al. 2000). Diese Eigenschaften erweisen sich als wertvoll bei der Bewältigung der Immunschwächekrankheit AIDS, die durch das Hi-Virus verursacht wird. Das Präparat mit hohem Polysaccharid-Anteil aus Vitalpilzen hemmt die Virenvermehrung, stärkt die Immunabwehr und unterstützt die Eindämmung opportunistischer Erkrankungen, die aufgrund des geschwächten Immunsystems durch das HI-Virus verursacht werden. Diese Krankheiten werden normalerweise von an sich harmlosen Keimen wie Bakterien, Pilzen und Viren verursacht, die aufgrund der Immunschwäche die Oberhand gewinnen. Im Gegensatz zur herkömmlichen Therapie mit dem synthetisch abgeleiteten Nukleosid Azidothymidin (AZT) verursacht die Pilzbehandlung keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. Es sei jedoch betont, dass sie keinesfalls eine effektive Behandlung (CART – kombinierte antiretrovirale Therapie) mit einer Kombination verschiedener antiretroviraler Medikamente ersetzt.

Auch andere Viruserkrankungen wie Hepatitis B oder Influenza lassen sich positiv durch Maitake-Präparate mit hohem Polysaccharid-Anteil beeinflussen. Im Jahr 2006 veröffentlichten Gu und sein Team eine Studie zur kombinierten Anwendung des Pilzes mit Interferon-alpha bei der Behandlung von Hepatitis B. Die Forschung verdeutlichte, dass die Wechselwirkung zwischen Immunstimulation, Virenhemmung und dem Schutz der körpereigenen Zellen, insbesondere der Leberzellen, hierbei von entscheidender Bedeutung ist. Die beschriebenen Auswirkungen erscheinen auch vielversprechend im Kontext der Behandlung des Chronischen Müdigkeitssyndroms (CFS), einer Erkrankung, die wahrscheinlich mit Viren in Verbindung steht (Ostram 1992). Auf seiner Website beschreibt der amerikanische Arzt Dr. D. Schar eine Studie zur Therapie von Pilzinfektionen in der Vagina (Vaginalcandidosen) bei 24 Frauen. Alle 13 Probandinnen, die die Behandlung über einen Zeitraum von sechs Monaten fortsetzten, konnten von der Verwendung des Pilzes profitieren.

Studien belegen mittlerweile die Effektivität des Klapperschwamms gegen verschiedene Zivilisationskrankheiten. Es wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass er den Cholesterinspiegel, die Blutfettwerte (Fukushima et al. 2001) und den Blutdruck (Adachi et al. 1988, Talpur et al. 2002) senken kann. Zusätzlich deuten Untersuchungen von Martin (2010) darauf hin, dass Bestandteile des Maitake-Pilzes und anderer Pilze auf molekularer Ebene die Bildung arteriosklerotischer Plaques in den Herzblutgefäßen hemmen können.

In zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass Maitake-Präparate mit hohem Polysaccharid-Anteil positive Auswirkungen auf verschiedene Aspekte unserer Gesundheit haben können. Insbesondere im Bereich der Zivilisationskrankheiten haben Forschungen Fortschritte gemacht. Diese Präparate haben nachweislich die Fähigkeit, den Cholesterinspiegel zu senken und die Blutfettwerte zu regulieren (Fukushima et al. 2001). Zudem scheinen sie den Blutdruck zu beeinflussen und die Insulinresistenz zu mindern (Kubo et al. 1996, Hong et al. 2007). Die Bedeutung dieser Erkenntnisse liegt darin, dass sie das bereits vorhandene Insulin effizienter wirken lassen. Dies entlastet die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse und kann Schäden durch einen Überschuss an Insulin im Blut verhindern. Menschen, insbesondere solche mit Diabetes Typ II, bei denen noch genügend Insulin im Blut vorhanden ist, könnten erheblich davon profitieren. Zusätzlich zur Insulinwirkung wurde festgestellt, dass die Kombination der Pilzanwendung mit einer kalorienreduzierten Ernährung eine vorteilhafte Gewichtsabnahme bei übergewichtigen Personen fördert (Yokota 1992). Ein weiterer spannender Aspekt des Maitake-Pilzes ist seine hemmende Wirkung auf die Enzyme Cyclooxygenase (COX 1 und 2), die eine bedeutende Rolle bei entzündlichen Prozessen, wie sie bei Krankheiten wie Rheuma und Arthrose auftreten, spielen (Zhang et al. 2002). Hierbei könnten auch die positiven Effekte des Präparats mit hohem Polysaccharid-Anteil auf die Knorpelbildung von Knorpelzellen (Chondrozyten) und sein schützender Einfluss eine entscheidende Rolle spielen, wie von Anita Hartog te Kortschot (2010) in ihrer Promotionsarbeit gezeigt wurde. Studien von Han et al. (2012) deuten darauf hin, dass bestimmte Inhaltsstoffe, darunter Agaricoglyceride, die auch in Agaricus blazei vorkommen, an den entzündungshemmenden und schmerzlindernden Wirkungen beteiligt sind.

In den neuesten Forschungen wurde herausgestellt, dass der Pilz eine beachtliche Menge an antioxidativen Inhaltsstoffen enthält, die dazu beitragen, schädliche freie Radikale abzuwehren (Yeh et al. 20m). Zusätzlich scheinen spezielle Pilz-Polysaccharide die Produktion von Kollagen zu fördern, dem essenziellen Strukturprotein des menschlichen Körpers, insbesondere der Haut. Es wird berichtet, dass der Pilz Schutz vor vorzeitiger Hautalterung bietet, die durch Sonneneinwirkung verursacht wird (Bae et al. 200s). Möglicherweise könnten diese Eigenschaften in der Zukunft für kosmetische Anwendungen genutzt werden (Kim et al. 2007). Forschungen von Nagao et al. (2009) deuten außerdem darauf hin, dass Präparate mit hohem Polysaccharid-Anteil möglicherweise zur Behandlung von trockener Haut verwendet werden könnten. Bisherige Untersuchungen zeigen, dass die Anwendung des Pilzes und daraus gewonnener Präparate keine signifikanten unerwünschten Nebenwirkungen mit sich bringt. Aufgrund der blutzuckersenkenden Wirkung des Klapperschwamms sollten jedoch Patienten, die konventionelle Antidiabetika einnehmen, den Pilz anfangs vorsichtig dosieren.

Inhaltsstoffe

Imazeki und Hong (1989) haben die folgenden Nährstoffwerte ermittelt: Proteine 41 %, Fette 8 %, Mineralstoffe 9 %, Kohlenhydrate 26,5 % und Ballaststoffe 15,5 %. Von ernährungsphysiologischem Interesse sind insbesondere die Gehalte an verschiedenen B-Vitaminen. In 100 g getrocknetem Pilz sind etwa 25% des Bedarfs an Vitamin B1 (Thiamin), 75% des Bedarfs an Vitamin B5 (Pantothensäure) sowie das 2- bis 4-fache des Bedarfs an den Vitaminen B2 (Riboflavin) und B3 (Niacin) enthalten. Der Pilz enthält zudem bedeutende Mengen des für den Knochenaufbau und -erhalt wichtigen Vitamin D. Etwa 100 g des getrockneten Pilzes decken den täglichen Bedarf eines Erwachsenen.

Der Pilz weist einen bemerkenswerten Kaliumgehalt auf, der in Bezug auf die Regulation zellulärer Prozesse von Bedeutung ist. Kalium wirkt blutdrucksenkend und unterstützt die Funktion der Gefäßinnenwände positiv. Schon 50 g des Pilzes decken den Bedarf eines Erwachsenen. Der Klapperschwamm ist einer der am gründlichsten erforschten Pilze und hat die Aufmerksamkeit von Wissenschaftlern seit rund 40 Jahren auf sich gezogen. Er zählt zu den wichtigsten medizinisch verwendbaren Pilzen überhaupt und zeichnet sich durch seinen hohen Gehalt an Polysacchariden (mehr als 40% der Trockenmasse, TM) aus, die für seine Wirkungsweise von entscheidender Bedeutung sind. Die Erforschung dieser Polysaccharide, darunter die Maitake D-Fraktion, ein dreidimensionales Beta-(1→3)-Glucan mit geringem Proteingehalt, wurde besonders von dem Biochemiker und Immunologen Hiroaki Nanba sowie seinem Kollegen Keiko Kubo vorangetrieben. Der Pilz liefert eine Vielzahl unterschiedlicher Polysaccharid-Fraktionen, die oft mit Abkürzungen wie MD, MT-2 usw. bezeichnet werden. Es ist erwähnenswert, dass die Bezeichnung B-(1→3) oder B-(1→6) Chemikern Hinweise auf die Art und Position der Verbindungen zwischen den Glucosemolekülen gibt, insbesondere innerhalb der Hauptkette. Manche Abbildungen veranschaulichen die verschiedenen Arten von Bindungen (1→3, 1→4, 1→6). Der Begriff Beta zeigt an, dass das Molekül aus 3-D-Glucose-Einheiten besteht. Es gibt zwei verschiedene Formen von Glucose, die als Stereoisomere bekannt sind: D-Glucose und L-Glucose. Diese unterscheiden sich in der räumlichen Anordnung der OH-Gruppen. In der Natur kommt nur D-Glucose vor, weshalb oft das D weggelassen wird.

Die Hauptkette, die ursprünglich in einer Ebene liegt, verzweigt sich an bestimmten Stellen durch die Verbindung weiterer Glucose-Einheiten. Diese Einheiten befinden sich sowohl oberhalb als auch unterhalb der ursprünglichen Molekülebene, und letztendlich entsteht ein riesiges dreidimensionales Molekül. Die genaue Struktur dieses Moleküls, insbesondere seine räumliche Anordnung, ist analytisch schwer zu bestimmen. Die D-Fraktion wird von Matsul et al. (2001) als ß-(1→6)-Hauptkette beschrieben, an der Glucosemoleküle über ß-(1→3)-Bindungen gebunden sind. De Silva (2012) berichtet, dass die D-Fraktion eine Mischung aus ß-(1→6)- und ß-(1→3)-Hauptketten ist, an denen Glucosemoleküle über ß-(1→4)- bzw. ß-(1→6)-Bindungen gebunden sind. Aufgrund der uneinheitlichen Angaben in verschiedenen Veröffentlichungen kommt es zu Verwirrungen und Missverständnissen bei der Bezeichnung. Dennoch ist es möglich, Fraktionen aus bestimmten Pilzarten durch den Einsatz definierter Extraktionsbedingungen wiederholt zu gewinnen. Dies zeigt sich auch in ihrer Molekülmasse und dem Verhältnis der einzelnen Zuckerbausteine, aus denen sie aufgebaut sind. Die schnelle und präzise Analyse der Bindungen und insbesondere die Bestimmung der räumlichen Struktur von Polysacchariden sind nach wie vor technologische Herausforderungen, die noch nicht vollständig gelöst sind.

Die Fraktionen variieren in ihrer Zusammensetzung und damit in ihrem Wirkungsspektrum je nach den angewandten Extraktionsbedingungen, den verwendeten Extraktionsmitteln und den Aufreinigungsmethoden. Ein weiteres bemerkenswertes Produkt in diesem Zusammenhang ist Grifolan, ein B-(1→3)-Glucan mit B-(1→6)-Seitenketten. Es setzt sich aus einer umfangreichen Anzahl einfacher Zuckermoleküle, nämlich Glucose, zusammen, die an präzise festgelegten Stellen verzweigen. Erst dieser spezielle, dreidimensionale Aufbau verleiht ihm sein einzigartiges Wirkungsprofil.

Grifolan, ähnlich wie viele andere Polysaccharidfraktionen aus dem Klapperschwamm, bewirkt eine starke Immunstimulation und zeigt antitumorale Effekte, indem es unter anderem spezielle Immunzellen, sogenannte Makrophagen (Teil der weißen Blutkörperchen), dazu anregt, die Produktion von Gyokinen, wie Interferone und Interleukine, zu steigern. Cytokine sind maßgeblich an Zellwachstum, Vermehrung und Steuerung (Differenzierung und Ausreifung) beteiligt und werden daher oft als Wachstumsfaktoren bezeichnet. Zusätzlich spielen sie eine bedeutende Rolle bei Immunreaktionen, wo sie als Botenstoffe (Mediatoren) agieren. Kodama et al. (2002, 2003) haben ähnliche Wirkungsweisen auch für die D-Fraktion nachgewiesen. Eine umfassende Übersicht über die immunmodulierende Wirkung von Glucanen in Lebensmitteln findet sich in der Arbeit von Volman (2009). Des Weiteren lohnt es sich, die Forschungsergebnisse von Ferreira et al. (2010) zu beachten, die sich ausführlich mit den Inhaltsstoffen des Klapperschwamms sowie vieler anderer Pilzarten im Hinblick auf ihre antikarzinogenen Eigenschaften beschäftigt haben.

Die Funktionsweise des Immunsystems ist äußerst komplex, mit einer Vielzahl von Botenstoffen und komplizierten Interaktionen, die selbst für Experten schwer nachvollziehbar sind. Diese Komplexität wird die wissenschaftliche Forschung noch viele Jahrzehnte lang beschäftigen. Es kommt auch vor, dass etablierte Konzepte sich als unzutreffend erweisen. Letztendlich ist für den Patienten das Ergebnis entscheidend. Einige der zuvor erwähnten speziellen Präparate können oral eingenommen werden, während andere injiziert werden müssen. Sie können sowohl aus den Fruchtkörpern als auch aus dem Myzel des Pilzes gewonnen werden. Es scheint, dass die Wirkung dieser Präparate durch die gleichzeitige Einnahme von Vitamin C unterstützt wird.

Im Pilzprotein, das etwa 25 % der Trockenmasse (TM) ausmacht, finden sich Lektine, metallgebundene Proteine und Proteoglycane, also Zuckereiweißverbindungen, die das Zellwachstum hemmen. Zusätzlich ist der Klapperschwamm reich an Nucleotiden, Molekülen, die die Grundlage der DNA, der Erbinformation in Lebewesen, bilden. Diese Nucleotide beeinflussen auch einzelne zelluläre Prozesse, insbesondere wenn sie in modifizierter Form vorliegen. Es wird angenommen, dass sie eine Rolle bei der antiviralen Wirkung des Pilzes spielen könnten. Der Fettgehalt des Pilzes beträgt zwar nur etwa 4 % (TM), jedoch überwiegend in Form von gesunden, ungesättigten Fettsäuren und medizinisch relevanten Phospholipiden, die für den Aufbau und die Funktion von Zellmembranen entscheidend sind. Zudem ist der Gehalt an Ergosterol und anderen Sterolen bemerkenswert. Einige dieser Verbindungen stehen im Zusammenhang mit der Hemmung von Entzündungsprozessen, der Unterdrückung von Gefäßneubildung oder beeinflussen auf andere Weisen das Wachstum von Tumoren. Ergosterol, als Vorstufe von Vitamin D2, wird mit dem Schutz vor Osteoporose in Verbindung gebracht. Interessanterweise kann sich der Vitamin D-Gehalt des Pilzes unter Einfluss von Sonnenlicht stark erhöhen. In der Naturheilkunde ist es selten möglich, eine klare Verbindung zwischen den Inhaltsstoffen und ihren Wirkungen herzustellen, da die Vielzahl und Komplexität der bioaktiven Substanzen eine solche Zuordnung erschwert. Dennoch ist der Klapperschwamm ein vielseitiges Mittel, um die wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf einfache und kostengünstige Weise zu beeinflussen.

Seit Jahren wird dieser faszinierende medizinische Pilz von Wissenschaftlern und der Industrie intensiv erforscht. Ihr Hauptziel ist die kommerzielle Nutzung von speziellen Präparationen, Einzelstoffen oder Fraktionen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nur klar definierte Präparate mit hohem Polysaccharid-Anteil, Einzelkomponenten oder besondere Gewinnungsmethoden patentiert und kommerziell geschützt werden können. Der Pilz selbst, sein Pulver oder einfache Ethanol- oder Heißwasserpräparate mit hohem Polysaccharid-Anteil können nicht patentiert werden. Bei einem Blick in die wissenschaftliche Literatur wird man schnell von der Fülle an Fraktionen und Präparaten mit hohem Polysaccharid-Anteil überwältigt, die wiederum in zahlreiche Einzelkomponenten aufgeteilt werden können. Diese werden dann in Experimenten an Menschen, Tieren und Zellkulturen getestet, und die gewonnenen Erkenntnisse werden veröffentlicht. In der Welt der Heilpflanzen und -pilze treffen oft zwei Ansichten aufeinander, die schwer miteinander in Einklang zu bringen sind. Eine Gruppe von Forschern strebt danach, das genaue Wirkprinzip durch Analyse zu identifizieren und anschließend kommerziell zu nutzen. Einzelne Wirkstoffe oder Fraktionen können definierte und reproduzierbare Effekte erzielen. Die andere Gruppe hebt hervor, wie faszinierend die Vielfalt der Inhaltsstoffe ist und wie das Gesamtbild mehr bewirken kann als isolierte Bestandteile. Beide Ansichten haben ihre Berechtigung.

Die Forschung kann uns wertvollerweise neue Medikamente zur Verfügung stellen. Gleichzeitig ist es jedoch auch wichtig, dass wir selbst den gesamten Pilz suchen können, Pulver oder Präparate mit hohem Polysaccharid-Anteil erwerben und so aktiv an der Prävention und Behandlung von Krankheiten teilnehmen können. Dies ermöglicht uns eine vielfältige Auswahl an Möglichkeiten zur Gesundheitspflege.

Wissenswertes

Der wissenschaftliche Gattungsname Grifolo hat wahrscheinlich seinen Ursprung in einem alten italienischen Volksnamen. Dieser könnte auf eine mythologische Kreatur aus Griechenland namens Griffin zurückgehen. Der Griffin ist ein mächtiges Mischwesen mit einem Löwenkörper, einem Adlerkopf, Schwingen und Klauen. Die lateinische Bezeichnung frondosa leitet sich von frondosus, was reich belaubt bedeutet, ab und bezieht sich auf das Aussehen des Pilzes. Der japanische Name Maitake bedeutet übersetzt Tanzender Pilz. Es wird überliefert, dass dieser Pilz so kostbar war, dass er einst mit Silber, das damals wertvoller als Gold war, aufgewogen wurde. Dies führte dazu, dass der Entdecker vor Freude tanzte. Es existieren auch andere Geschichten zur Namensgebung, die wahrscheinlich auf das Erscheinungsbild des Pilzes hinweisen. Zum Beispiel erinnert sein Aussehen an tanzende Schmetterlinge. In Nordamerika wird er oft mit einem Huhn verglichen, das am Boden sitzt und von Blättern bedeckt ist. Aus diesem Grund wird der Pilz dort als Hen of the Woods bezeichnet. Der deutsche Name Klapperschwamm bezieht sich darauf, dass die Hüte beim Schütteln des Pilzes aneinanderschlagen. Dies erzeugt ein klapperndes Geräusch.

Die taxonomische Zuordnung dieses faszinierenden Pilzes in die Gattung Grifola, die lediglich eine einzige Art umfasst, bleibt in der wissenschaftlichen Gemeinschaft ein umstrittenes Thema. Nicht selten wird auch der Name Polyporus frondosus verwendet. Frühere Forscher haben darüber hinaus weitere Pilzarten beschrieben, darunter Persönlichkeiten wie Gray (1821), Singer (1969), Donk (1974), Corner (1989) sowie Mizuno und Zhuang (1995). Innerhalb dieser Vielzahl von beschriebenen Arten weisen drei aufgrund ihrer morphologischen Eigenschaften eine besondere Ähnlichkeit mit dem Klapperschwamm auf. Hierzu zählen Grifola sordulenta, Grifola gigantea (auch als Meripilus giganteus oder Choreimaitake bekannt) sowie der Eichhase (Polyporus bzw. Grifola umbellata), der in Japan als Tonbimaitake bezeichnet wird.

Die Kultivierung dieses Pilzes erfolgt in 2,5-Liter-Kunststoffbehältern, die mit feuchtigkeitsdurchtränktem Substrat gefüllt sind, bestehend aus einer Mischung aus Sägespänen und Reis- oder Weizenkleie im Verhältnis 5:1, welche anschließend einer Sterilisation unterzogen werden. Diese Behälter werden dann mit Pilzbrut beimpft. Im industriellen Maßstab werden die meisten dieser Schritte weitgehend automatisiert durchgeführt. Die Durchdringung des Substrats erfolgt innerhalb von 30–60 Tagen, abhängig von der verwendeten Pilzsorte und der spezifischen Substratzusammensetzung. Die Auslösung des Fruchtkörperwachstums erfolgt durch eine Temperatursenkung von 24 ° Celsius auf 10 ° Celsius. Alternativ zur Flaschenkultivierung werden auch andere Methoden wie das Wachstum in Plastikbeuteln oder auf großen Flächen eingesetzt. Obwohl immer noch der Großteil der Produktion für den menschlichen Verzehr bestimmt ist, nimmt der Anteil der Herstellung von Gesundheitsprodukten wie Tee, Pulver, Getränke und Tabletten stetig zu. Dies spiegelt die wachsende Bedeutung des Pilzes in der Gesundheits- und Wellnessindustrie wider.

Pilzreste eignen sich ebenfalls hervorragend als natürliche Farbstoffe für Textilien und Papier. Durch die Zugabe von Ammoniak als Beizmittel können leuchtend gelbe Farbnuancen erzielt werden. Im Jahr 2008 veröffentlichten Yu und sein Team eine bahnbrechende Entdeckung: Sie identifizierten eine einzigartige Proteinkomponente im Klapperschwamm. Dieses Protein gehört zur Gruppe der Hydrophobine, die sich aufgrund ihrer hohen Oberflächenaktivität als äußerst bedeutsam in der Technologie erwiesen haben. Pilze verwenden Hydrophobine, wie ihr Name (von hydros, griechisch für Wasser, und phobos für Angst) bereits andeutet, als wasserabweisende Substanzen, insbesondere für ihre Sporen. Diese Substanzen bilden äußerst stabile monomolekulare Schichten und besitzen eine einzigartige Doppelnatur. Sie können die Benetzungseigenschaften von Oberflächen sowohl verstärken als auch umkehren, wodurch sie es ermöglichen, ursprünglich wasserabweisende Schichten wasseranziehend zu gestalten und umgekehrt.

Geschichte

Die Römer schätzten offenbar die weißen Pilze, die sie als Fungi candidi bezeichneten, aufgrund ihres glänzend weißen Aussehens. Vor vielen Jahrzehnten begann man bereits, den Schopftintling aufgrund seines köstlichen Geschmacks zu kultivieren. Unter der Leitung von Dr. Volkmar Kindt wurde die erfolgreiche Kultivierung schließlich in der ehemaligen Champignonzucht Dieskau bei Halle (Deutschland) durchgeführt. Bereits zuvor war dieser Pilz gelegentlich in Champignonzuchtbetrieben aufgetaucht, obwohl er nicht erwünscht war, da er als schmackhafte Beilage galt. Trotzdem hat sich seine Verbreitung im Gemüsefachhandel bisher aufgrund seiner schnellen Verderblichkeit nicht weit verbreitet. Es wird derzeit versucht, sporenfreie Stämme dieses Pilzes zu züchten, da die Freisetzung von Sporen eng mit seinem schnellen Verderb zusammenhängt.